Proof of Concept

In einem Forum für Mantrailing-Interessierte und solche, die es werden wollen, postete eine Teilnehmerin des Chats eine Challenge, die der amerikanische Trail Ausbilder Jeff Schettler gestellt hat:

2-2-2 Trail, was im Klartext bedeutet, zweitausend Dollar für jeden, der einen 2 Tage alten Trail über eine Distanz von 2 Meilen bewältigt.

Etliche Tage davor bereits hat im selben Forum ein anderer Teilnehmer einen ähnlichen Aufruf gestartet. 500 Euro für die Lösung eines frischen Trails, 1000m lang, unter Realbedingungen in Dortmund. Gewissermassen also die 05-1-0 Variante. Was nun diese beiden Aufrufe gemeinsam haben ? Nun, dass sich keiner gemeldet hat. In jenem Forum sind 270 aktive User angemeldet, darunter einige bekannte "Größen" aus der deutschsprachigen Mantrailerszene. Wieso lassen sich diese Leute nun diese einmalige Chance entgehen, wenn es darum geht, im "Vorbeigehen" mal eine Stange Geld einzuheimsen?

Ich habe mit Jeff Schettler darüber diskutiert. Er hat mir verraten, dass er diesen Aufruf nun schon seit über 10 Jahren tätigt, und das Faszinierende daran ist, dass sich niemals jemand drübergetraut hat.

Szenenwechsel:

Bei einem Symposium in Berlin vergangenen Herbst habe ich mir alles, nur keine Freunde gemacht, als ich dem anwesenden Auditorium auf mehrfache Nachfrage hin, bestätigte und auch argumentierte, warum ich Car-Trails für nicht möglich erachte, und mich auch nicht dazu hinreißen ließ, eine positive Aussage dazu zu machen, wie ich denn zu Monate alten Trails stehen würde. Eine dort anwesende private Trailerin, welche gerne von der Staatsanwaltschaft beauftragt wird, den sprichwörtlichen Strohhalm zu spielen, an den man sich bei aussichtslosen Ermittlungen klammert, war aber auch nicht bereit, auf mein Angebot einzugehen, es einfach mal auszuprobieren. Ich solle beweisen, dass es nicht möglich sei, war ihre Aussage. Mein Einwand, dass nicht ich behaupte, dass es möglich sei, sondern sie, und ich daher die Beweislast nicht bei mir sehen würde, wurde ignoriert.

Etwas später kam ich mit einer ihrer Verehrerinnen oder Freundin in gröberen Konflikt, die mir vorwarf, dass ich unprofessionell agiere, wenn ich das Können jener Dame und ihrer Ausnahmehunde in Frage stelle und einen Beweis oder objektiven Nachweis fordere. Man hätte es nicht nötig, einen solchen zu erbringen. Statt Beweisen wurde mir ein Cocktail aus Arroganz, Ignoranz und verzweifelten Gegenangriffen aufgetischt, welche ja bekanntermaßen oft die beste Art der Verteidigung sind.

Im Verlauf der oben erwähnten Diskussion im oben erwähnten Forum fällt nun auf, dass auch hier Personen, welche wahrscheinlich stolze Träger irgendwelcher Rettungsplaketten diverser Organisationen sind, heldenmütig in dasselbe Fahrwasser tauchen. Es gäbe nämlich -zig zertifizierte Hunde, welche darauf geprüft wurden, nach Zeitraum XY noch Personen zu finden, und man habe es nicht nötig, sich hier nochmals zu beweisen.

Warum eigentlich nicht ?

Wenn derselbe Aufruf über die Rettungszentrale eingeht, Person seit 48 Stunden vermisst, Trailer angefordert, sind alle ganz geil darauf, zum Einsatz zu kommen, verweisen auf ihre Prüfungsbescheinigungen, und einer ist besser als der andere. Ehrenamtlich, gratis, im Dienst an der Menschheit. Wenn einer dasselbe Szenario anbietet und sagt, mach das bitte, du bekommst 2000 Dollar bzw. 500 Euro dafür, dann herrscht das große Schweigen. Das hat man nicht nötig. Gerade heute fand sich wieder einmal ein Spendenaufruf einer solchen Hilfsorganisation im Briefkasten. Ich habe ihn weggeschmissen. Die Hilfsorganisationen haben das nämlich nicht nötig. Hätten sie das nötig, würde einer der beherzten, geprüften und ehrenamtlichen Hundeführer eine derartige Herausforderung annehmen und die ausgeschriebene Belohnung dem eigenen Verein zur Verfügung stellen.

Ebenso die Ausbildungsorganisationen und Trainer, die Prüfungen anbieten, in welchen es selbstverständlich ist, dass Trails, die 36 oder 48 Stunden alt sind, gelaufen werden. Die Teilnehmer schaffen das auch nach Buchung von -zig Seminaren und Zahlung von viel Geld und bekommen dafür ihre Zertifizierung überreicht. Wieso meldet sich dann keiner? Wäre doch für Ex-Teilnehmer eine gute Sache, um die Ausgaben wieder hereinzubringen und für die Ausbilder eine Möglichkeit, noch mehr Geld zu machen!

Vielleicht deshalb, weil diese Ex-Teilnehmer insgeheim wissen, dass sie das niemals schaffen würden, aber andererseits auch nicht davon abrücken können, wie toll ihr Hund und sie doch sind. Was würde der Ehepartner dazu sagen? Zig Wochenenden, tausende Euros verblasen für nix und wieder nix? Die Ausbilder haben ein ähnliches Problem. Natürlich haben sie es selbst nie geschafft, oder vielleicht ein- zweimal, aber nun zuzugeben, dass diese schier unglaubliche Leistung Erfolg durch Zufall war, kann nicht in Frage kommen, wie steht man denn da vor den Kunden da? Am Ende kommt noch einer auf den Gedanken, sein Geld zurückzufordern.

Die Einsatzkräfte und Hundeführer. Stolz sind sie anzusehen in ihrer Uniform, sie machen richtig was her damit. Man hat etwas zu sagen, hier, im Rettungs- oder Was-weiß-ich-Dienst. Man hat eine Prüfung abgelegt und damit bewiesen, dass man gut ist und sein Handwerk versteht und ist als Spezialist angesehen in der Organisation. Das riskieren wegen läppischer 2000 Dollar? Immerhin wurde in Summe ein Vielfaches investiert um dort zu sein, wo man ist. Nie im Leben.

Ich denke, das ist der wahre Grund, weshalb sich hier niemand meldet und weshalb die Diskussionen um solch ein Thema mit einer bemerkenswerten Hitzigkeit geführt werden.

Was aber nun den eingangs erwähnten Jeff Schettler betrifft, so hat der auch ein Statement dazu abzugeben, welches in seinem Buch Tao of Trailing by Jeff Schettler, Alpine Publications (erscheint im Winter 2013) nachzulesen sein wird. Wir haben uns die Mühe gemacht, es ins Deutsche zu übersetzen, damit keiner die Ausrede hat, er verstünde nicht, was hier gemeint ist. Darüber findet sich eine Unterhaltung mit ihm über dieses Thema. Somit kann sich jeder selbst ein Bild davon machen.

Meine Unterhaltung mit Jeff Schettler über dieses Thema

Robert:

Hi Jeff, gestattet du uns, diese "2 Tage, 2 Meilen, 2k-Belohnung" -Wette auf unserer website zu veröffentlichen? Wenn du einverstanden bist, wo bekomme ich mehr Information zu Wo und Wann? Meine Wette dazu: Niemand wird sich anmelden, und sollte ich mich täuschen und irgendjemand versucht es, wirst du dein Geld behalten.

Jeff:

Aber sicher. Ich versuche seit 15 Jahren, einen quasi-wissenschaftlichen Test daraus zu machen. Niemand hat das jemals geschafft. Ich habe das auch mit Schülern ein wenig versucht, und habe nie jemand dabeigehabt, der mehr als 12 Stunden geschafft hat. 6 Stunden zuverlässig.

Robert:

Wirklich? Wie oft hast du die Wette insgesamt ausgeschrieben, und wie oft haben die Leute es versucht? Ich frage danach, weil wir hier eine wissenschaftliche Studie vorbereiten. Meiner Meinung nach sind 36 h die absolute Obergrenze für einen Hund, menschlichen Individualgeruch unter Laborbedingungen zu identifizieren. Unter Realbedingungen scheinen die 12 h, von denen du sprichst, ein realistischer Wert zu sein. Vielleicht 24 mit einer Menge Glück, aber nicht mehr (ohne noch mehr Glück).

Jeff:

Ja, ich bringe diese Herausforderung seit ca. 2003 an die Öffentlichkeit. Ich bekam eine Menge gehässige Mails deswegen, aber niemand hat es ausprobiert. Ich unterrichte jährlich in ca. 17 Trail-Schulen in den USA und habe mit hunderten "zertifizierten" Trailhunden auf 24h/plus-Trails gearbeitet, aber keiner hat Tests bestanden, die älter als 2-4h waren. Die Geruchsunterscheidung war dabei nicht so sehr das Thema wie das Alter eines brauchbaren Scent-Trails auf Distanz.

Robert:

Wir denken, dass Hunde nicht fähig sind, menschlichen Geruch zu unterscheiden, wenn die Geruchsproben älter als 36 h sind. Wenn du also eine vermisste Person suchst, die vor mehr als 36 h verschwunden ist, ist auch deine Geruchsprobe älter als 36 h, genauso wie der Scent am Trail. Das nur zu Verdeutlichung, was ich mit Geruchsunterscheidung meine, um Missverständnissen vorzubeugen. Englisch ist ja nicht meine Muttersprache. Vor ein paar Tagen hatte ich eine Diskussion mit Adee Schoon. (Sie ist eine bekannte Wissenschaftlerin aus den Niederlanden, spezialisiert auf Nasenarbeit von Hunden.) Sie ist ebenfalls sehr skeptisch gegenüber diesem ganzen Mantrailing-Boom, und sie denkt ebenfalls, dass mehr als 18 h kaum möglich sind. Sie vertritt auch die Meinung, dass die meistens nicht über 2 h hinauskommen, weil falsch trainiert wird. Mehr wäre möglich, aber die meisten Leute trainieren nur ganz frische Trails. Auf einem frischen Trail ist das Geruchsbild im Vergleich 4 oder 6 h alten Trails komplett anders. Eben weil ich dieses Gespräch kürzlich mit ihr führen konnte, ist deine Erfahrung zu diesen 2-4 h für mich besonders interessant, weil ihre Erfahrung aus der Wissenschaft kommt.

Jeff:

ch habe ältere (Trails) trainiert, aber es ist unmöglich, eine Grundlage dafür zu bekommen, weil es unmöglich ist, ein Muster für alle Umweltvariablen zu finden. Was bei 2h an einem Tag gut ist, kann am nächsten bei 45 min schlecht sein. 12 h ist ungefähr das älteste, was machbar ist, und 6 h ist zuverlässig. Das tatsächliche Problem sind die Ablenkungen. Ganz wenige Hunde können auf alten Trails konzentriert bleiben, wenn frische Trails von Menschen und Tieren vorhanden sind.

Robert:

Was Ablenkungen angeht, stimme ich dir vollständig zu. Ablenkung ist ein massives Problem. Was das Training betrifft, denke ich, du solltest niemals einen Trail auslegen und ihn schon 10 min. später ausarbeiten. Du solltest mindestens eine Stunde warten, um sicherzustellen, dass der Hund nicht auf die flüchtigsten Bestandteile des Scent trainiert bzw. konditioniert ist, die er nach 1-2 h nicht mehr vorfinden wird. Aber bei den meistens Seminaren und Traininsg wird genauso gearbeitet. Wir denken auch, dass auch nach 12- 18 h noch Scent da ist, aber die Information, die der Hund benötigt, um die Laufrichtung festzustellen, ist weg. Und das macht es ihm unmöglich, dem Trail zu folgen. Vielleicht kann der Hund noch anzeigen: "Ja, da hab´ich was", aber er wird nicht mehr in der Lage sein,dem Scent zu folgen. Deshalb: mit einer Menge Glück - aber nicht zuverlässig - hast du vielleicht eine ganz kleine Chance, einen alten Trail zu schaffen. Der Einfluss vonseiten der Flanker und anderer Personen ist ein anderes Thema. Wie auch immer, Ich würd mich freuen, wenn du mir mehr Information darüber zukommen lassen könntest, wann genau diese Wette in Frankreich stattfindet.

Jeff:

Das würde ich, aber ich garantiere dir, dass sie niemand annehmen wird. Es wird wieder jede Menge Gerede bis zur letzten Minute geben und dann wird niemand auftauchen. Diese Leute wissen in ihrem tiefsten Inneren die Wahrheit. Die alten Trails sind für die Show und für die Anerkennung gut.

Robert:

Wenn ich die Diskussionen im Forum verfolge, wo * deine Wette gepostet hat, wird mir klar, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Es gibt bekannte Persönlichkeiten (Trainer, Instruktoren, sogenannte "Gurus"), die den Leuten in ihren Seminaren von ihren erfolgreichen Suchen bis zu drei Monaten berichten. In diesem Forum wird nun gewettet, dass niemand deine Wette gewinnen wird, weil es unmöglich ist. So wie der Wind weht, kriegen sie ihre Kunden über das, was diese hören möchten. Solange diese janusköpfigen Leute umgehen, könntest du deine Studie noch 1000 Jahre weiterführen und nichts wird sich ändern.

Jeff:

Ja, und ich habe jahrelang dafür gekämpft. Es ist traurig, dass die Krankheit, die in den USA ausgebrochen ist, jetzt Europa erreicht hat.

Auszug aus Tao of Trailing by Jeff Schettler Alpine Publications, Winter 2013

"Aus einem Irrtum wird keine Wahrheit,auch wenn man ihn noch so weit verbreitet. Aus einer Wahrheit wird kein Irrtum, selbst wenn kein Mensch sie sieht. Die Wahrheit steht fest, selbst wenn sie keine öffentliche Zustimmung findet. Sie tritt von selbst zu Tage. -- Gandhi

Trailing: Es gibt keine einzige K9-Arbeit, die im Einsatz weniger Erfolge zeigt und doch eine Industrie blinden Glaubens aufrechterhält. Tatsache ist, dass Trailing-Hunde selten das finden, was sie suchen. Denkt an andere Arten von Hundearbeiten im Rettungsdienst, die im Realeinsatz eine vergleichbare Erfolgsqoute vorweisen: Das sind nicht viele. Wenn da etwas nicht verlässlich funktioniert, wird die Methode fallengelassen. Nicht so beim Trailen. Ich bin nun nicht dafür, das Trailen sein zu lassen. Ich bin für Veränderungen auf der Grundlage von Wahrheit und Wirklichkeit.

Die Wahrheit in unserem Gewerbe ist einfach und extrem klar. Das Problem ist, dass unsere Disziplin, in großen Maße, sie nicht sehen will. Trailhunde werden ständig für ihre Fähigkeit angepriesen und "zertifiziert", extrem alte Trails, nicht selten über eine Zeitspanne von 24 h hinaus, laufen und Gerüche supergenau unterscheiden zu können. Tatsache ist, dass Trailhunde nur selten Personen finden, wenn der Trail älter als 24 h ist, und die K9-Geruchsdifferenzierung hat sich in aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen als weniger denn vertrauenswürdig erwiesen. Wenn Trailhunde samt den Behauptungen, die zugunsten ihrer fantastischen Arbeit aufgestellt werden, einem double-blind Test unterzogen werden,erweist sich keine dieser Behauptungen wasserdicht, und kein einziger der Trailhunde, die für ihre wunderbaren Fähigkeiten angepriesen wurden, besteht diesen Test. Und trotzdem: Die ganze Ausbildung und "Zertifizierung" für diese Behauptungen geht weiter, wächst weiter. Als Entschuldigung dient häufig die "Tatsache", dass die Hunde im Training so gut arbeiten und Überprüfungen so verlässlich bestehen. Das Problem beim Training und bei Prüfungen ist, dass dort bekannte Trails gelaufen und die Hunde ständig durch den Trail geführt werden. Ganz offensichtlich sieht man das bei Videoaufnahmen. Schaut euch nur die Trailhunde in der Stadt an, wie sie mit dem Kopf oben laufen, immer am Schauen auf das Ziel, auf den Handler oder auf die gesuchte Person, in deren Nähe sie bereits sind. Dann schaut euch Videos von Hunden an, die wirklich arbeiten. Die Körpersprache sagt alles.

Ja, Trailhunde finden von Zeit zu Zeit Personen auf Trails, die mehr als 24 h alt sind, aber das ist sehr selten, und wenn das wirklich einmal vorkommt, finden sie aufgrund des Scents im Hochwind und der Nähe der Person, was es unnötig macht, alten Gerüchen über eine längerer Distanz zu folgen. Hin und wieder folgt sogar der eine oder der andere Hund einer alten Spur. Ganz egal, wie er findet, ob durch blinden Zufall, Trailen oder Hochwind, das Trailen beansprucht den Erfolg für sich und die Fantasien über alte Trails können wieder einmal propagiert werden. Und wieder werden mehr gläubige Anhänger des Trail-Glaubens geboren und fantastische Trainingstechniken nehmen ihren Lauf.

Das ist die Crux des Problems. Zu viele von uns laufen blindlings Trainingsmethoden hinterher, die nichts anderes tun, als den Hund zu führen und dabei auch gleich den Handler - in den Glauben an das Paradigma, das Hunde Wunder vollbringen. Das fühlt sich gut an, warm und kuschlig, aber ist das die Wirklichkeit?

Ich plädiere für ein Trainieren und Überprüfen, das der wirklichlichen Fähigkeit des Hundes entspricht, und der einzige Weg, um das herauszufinden, sind double blind-Tests. Double blind-Test heißt, dass niemand am Trail außer der Versteckperson weiß, wo der Trail endet. Weiters muss der Test so angelegt sein, dass ein Finden über den Hochwind ausgeschlossen wird. Das bedeutet, dieEntscheidung über geografische Lage und Distanz muss aus der Kenntnis derselben getroffen werden. Wenn wir das machen, ist die Wirklichkeit ziemlich einfach. Den meisten GUTEN Hunden kann man in einem Zeitraum von 6-12 h vertrauen und nur ausnahmsweise, wenn überhaupt, über 24 h.

Das Argument ist nun, dass wir Hunde und eine Art von Training haben müssen, die mit dem zusammenpassen, wofür wir eingesetzt werden, z.b. für Trails, die älter als 24 h sind. Wenn wir über dieses Argument nachdenken, sollten wir zunächst im Blick behalten, woher dieses Argument kommt. Es kommt daher, dass Trailhunde erst als "Nachzügler" angefordert werden, und das kommt großteils von diesen fantastischen Behauptungen und Tests in unserem Gewerbe. Wir haben dieses Einsatzproblem selbst geschaffen, indem wir behauptet haben, wir wären zum Fantastischen fähig! Trailing ist, historisch gesehen, seit 1300 ein Thema, aber erst ab dem 20. Jahrhundert sehen wir die Veränderung in dessen Einsatz, hin zu unglaublich alten Trails. Der Grund für diesen Wandel sind die Sensationsberichterstattung und ein paar neuere Fälle, die nationale Aufmerksamkeit erregten. Plötzlich gibt es eine neue Bewegung und das ganze Training läuft darauf hinaus, diese zu bekräftigen. Doch bis jetzt wurden keine wissenschaftlichen Untersuchungen dafür genutzt, dieses Training unter Beweis zu stellen. Nur blinder Glaube. Also - warum der blinde Glaube?

Ich glaube, die Frage ist einfach zu beantworten. Wir alle lieben unsere Hunde, und wir alle wollen Helden sein. Wenn wir etwas können, was andere nicht können, sollen wir Richtung und Training vorgeben. Wir dehnen die Wahrheit und die Tatsachen aus, weil wir damit besser aussehen und die Leute uns mögen. Noch wichtiger, sie werden unsere Hunde anfordern. Viele Trainer predigen das Unmögliche, weil das der einzige Weg ist, dass die Leute ihnen folgen. Ein ähnliches Problem war der Jim Jones-Kult in San Francisco und später in Guyana, schaut, wohin das seine Anhänger geführt hat. Einige Effekthascher in unseren eigenen Reihen mussten oder müssen sich verantworten, nicht nur vor Gericht, sondern auch vor ihren Kollegen.

K9-Betrug! Betrügerisches Handling von Police Search Dogs

Wir haben einen Bärendienst an der Öffentlichkeit geleistet, indem wir diesem Wahn erlaubt haben, anzudauern. Der Mangel an Wahrheit in unserem Gewerbe hat oftmals die Suche nach tatsächlich vermissen Personen oder die Aufklärung von Kriminalfällen behindert, weil manche Hunde die Ermittlungen im wahrsten Sinne des Wortes in die Gegenrichtung geführt haben. Der Mangel an Wahrheit in unserem Gewerbe hat einige wirklich schlechte Trailhunde hervorgebracht, die anderenfalls, mit einer soliden Grundausbildung, vielleicht gut geworden wären.

Und jetzt haben wir ein anderes Problem. Ein paar wenige andere und ich haben vor ca. zwei Jahren damit begonnen, eine double blind-Test-Revolution zu predigen. Anfangs wurden wir en masse attackiert und belächelt. Sehr wenige Leute wollten auf uns hören. Die Zeiten haben sich ein wenig geändert, und nun findet wortwörtlich eine Revolution statt. Noch gibt es viele, die nicht nur die Wahrheit ignorieren, sondern die Botschaft für ihre eigenen Zwecke verdrehen. Ich spreche von den Trainern und den Handlern, die nun wundersamerweise alle ihrer Hunde double blind überprüfen und immer noch zu denselben wahnwitzigen Ergebnissen kommen. Das Verbrechen ist hier, dass nur die Worte zur Anwendung kommen und nicht die Botschaft dahinter.

"Wenn deine Widersacher stärker sind als du, empfiehlt es sich, sich den Widersachern anzuschließen!" Nichts hat mehr den Beigeschmack von Wahrheit als dieses Statement ... aber für manche sind das nur Worte. Sie stellen sich heute keineswegs mehr double blind-Überprüfungen als damals, als sie am Anfang standen. Diese Worte werden einfach benutzt, um von sich abzulenken. Es ist einfacher zu lügen. Es gibt VIELE wirklich großartige Trainer und Trainingsmethoden. Es gibt die einzigartige Methode nicht, die irgendeinen Schüler zu einem besseren Handler macht. Es ist Sache des Schülers, seine eigene Wahl zu treffen und seine eigene Wahrheit zu finden. Doch, wenn ich das alles noch einmal von vorne anfangen könnte, völlig ahnungslos, von dort ausgehend, woher ich damals gekommen bin: Der einzige Rat, den ich mir geben würde, wäre jedem, der "Wissen" hat, unbequeme Fragen zu stellen. Wenn diese Leute nicht höchstpersönlich vorzeigen können, was sie dir erzählen und was sie bekennen und das in einem wirklichen double blind-Test, würde ich ihnen nicht folgen. Frag den Trainer, ob du ihm einen Trail legen kannst, der dem entspricht, was er dir erzählt, und die einzigen Regeln sind die, das er weder die Location, den Trail noch die gesuchte Person kennt. Es wäre interessant, wer dafür die Courage hat.

Tao of Trailing by Jeff Schettler Alpine Publications, Winter 2013