Verschärfung der Einsatzkriterien für Mantrailer im Rettungsdienst in der Schweiz und Deutschland?

Nicht nur Menschen, auch Hunde werden inzwischen in verstärktem Maße von Allergien geplagt – gerade im Frühjahr häufen sich aus aktuellem Anlass dazu Berichte in klassischen und sozialen Medien. Mehrheitlich handelt es sich hierbei um Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Impfreaktionen bzw. Medikamentenallergien, aber in vermehrtem Maße auch um negative Reaktionen auf verschiedene Tiernahrungsmittel, welche infolge des Bedürfnisses tierschutzbewusster Hundehalter, auch den Hund vegan ernähren zu wollen, den Markt erobern – und auch um Umweltallergien.

Buchweizenkleie und glutenfreier Ei- und Fleischersatz erzeugen oftmals eine Unverträglichkeitsreaktion in der Nasenschleimhaut von Caniden, weiß Prof. DDr. Hans Zeugli vom biologischen Institut der Universität Zürich zu berichten. Bei Hunden äußert sich dies oftmals in einer Abstumpfung der Geruchsrezeptoren. Das kann sogar so weit gehen, dass Hunde Schinken geruchlich nicht mehr von Baumrinde unterscheiden können.

Eine ehemalige Hundeführerin einer Schweizer Bergrettungsstaffel weiß zu berichten, dass es altbekannt ist, dass insbesondere in den Frühlingsmonaten Mantrailer dazu neigen, unbeirrbar in Richtung Berggipfel zu ziehen, was die Hundeführer jahrelang vor Rätsel stellte. Heute kann man diese „Fehlleistung“, die für die Vermisstensuche fatale Auswirkungen hat, damit begründen, dass die Belastung durch Pollen im Verhältnis zum Anstieg der Höhe über dem Meeresspiegel deutlich nachlässt. Der Biologe Zeugli ist davon überzeugt, dass Caniden über einen instinktiven Pollenschutzmechanismus verfügen und daher versuchen, in höhere Regionen auszuweichen, um der olfaktorischen Blindheit zu entgehen.

Neuesten Berichten zufolge kommt es seit Beginn des Jahres zu gehäuften Misserfolgen von Personensuchhunden in Realeinsätzen. Nun konnte endlich nachgewiesen werden, dass die Hunde keine Schuld trifft. Vielmehr ist ein aus Ostasien eingeschleppter Pilz, das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), der europaweit Eschen befällt, für den rapiden Abfall der Nasenleistung verantwortlich. Dänemark hat bereits 90 Prozent seiner Eschen verloren, doch auch Bäume in Deutschland, der Schweiz und in Österreich sind von dem Pilz betroffen. Er befällt über die Blätter die Triebe und greift von dort auf den Stamm über. Am Ende bringen Nekrosen den Baum zum Absterben.

Wie Jeroen Dickschat von der Technischen Universität Braunschweig und seine Kollegen nun zeigen konnten, setzt der Pilz ein flüchtiges Stoffwechselprodukt frei: das Lacton 3,4-Dimethylpentan-4-olid. Im Labor unterdrückte dieser Stoff die Keimung der Eschensamen und löste die Nekrosen aus – die Art kann also auch keinen Nachwuchs mehr aus ihren Samen rekrutieren. Warum das Lacton in europäischen Eschen so verheerende Schäden anrichtet, nicht aber in der verwandten japanischen Art, können die Forscher noch nicht sagen. Das Lacton kann jedoch auch Auswirkungen auf die Nasenschleimhäute von Caniden, Feliden und Ursiden haben. Sollten Exemplare dieser Spezies nämlich allergische Reaktionen auf dieses spezielle Lacton zeigen, ist zu befürchten, dass der Geruchssinn dieser Tiere für längere Zeit fast zur Gänze, im schlimmsten Fall auch vollständig ausfällt. Die Dachverbände der Rettungshundeorganisationen in Deutschland und der Schweiz haben demnach angeregt, ausschließlich allergiegetestete Hunde zum Einsatz zuzulassen – eine Entscheidung, die wir sehr begrüßen.

Basierend auf diesen neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen haben zahlreiche und namhafte Rettungsorganisationen auch einen sofortigen Trainingsstopp für alle Suchhundestaffeln in Eschenwäldern erlassen, und auch wir von researchdogs möchten dringlich empfehlen, in befallenen Gebieten derzeit kein Training durchzuführen und selbst Spaziergänge mit dem Hund auf ein Minimum zu reduzieren.

(R.B E.S)