Status Quo

Wir haben uns jetzt ca. ein dreiviertel Jahr lang Zeit dafür genommen, Hunde am Trail zu beobachten. Ihr Verhalten, ihre Vor- und ihre Rückschritte. Wir haben die Hunde am Trail gefilmt, die Trails dokumentiert, das Filmmaterial ausgewertet und Trainingsmethoden verglichen. Nicht uninteressant erscheinen uns die Schlüsse, die wir bis dato aus unserer Materialsammlung ziehen konnten. 

Vorausschicken möchten wir ein Zitat einer Kritikerin des Buches, für welches ich als Mitautor zeichne: "(...) ergibt sich ein Trainingsaufbau der einen Teil der besprochenen Fehler selber erzeugt." Nun ja, wir sind bereit, aus Fehlern zu lernen. Und diese Fehler liegen, wie wir meinen, tatsächlich im System. 

Nachstehende Feststellungen sind nun kein Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, sondern das Resultat von Beobachtungen von hunderten Trails und Analysen des Filmmaterials von ca. 25 Hunden. Sie beziehen sich auch nicht auf Beobachtungen nur einer einzelnen Trainingsgruppe, sondern stellen vielmehr das Resümee aus der Beobachtung von mehreren unabhängigen Gruppen sowie Gesprächen, Diskussionen und Nachfragen bei unterschiedlichsten Hundeführern dar.

Zunächst zu den näher beobachteten Hunden:

Es handelt sich bis auf eine Ausnahme um sehr freundliche Hunde verschiedener Rassen, die eines verbindet: Ihre Besitzer haben im Alltag keinerlei Probleme mit ihnen, gehen freundlich und entspannt ihnen um und haben ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu ihren Hunden. Die meisten davon leben mit zumindest einem weiteren Hund zusammen, alle zeigen gutes Sozialverhalten ihren Artgenossen gegenüber. Also "normale" Hunde, die (mit wenigen Ausnahmen) ansonsten nicht im Hundesport tätig sind. Ein einziger der beobachteten Hunde zeigt situationsbedingt aggressives Verhalten gegenüber Menschen und Hunden, was von seiner Besitzerin jedoch gut gehandelt wird.   

Während einige der Teams bereits länger getrailt haben, sind auch etliche neu eingestiegen und haben sich, nach eifriger Lektüre des Buches, für den ihnen einsichtig erscheinenden Aufbau über Eigensuche und Bestätigung durch den Besitzer entschieden (Gruppe A).

Manche der trailenden Hunde wurden ganz klassisch "angehetzt" und wurden auf die Bestätigung durch den Besitzer umgestellt, auf Motivationstrails wurde verzichtet (Gruppe B).(Anm.: Mit "anhetzen" bezeichnen wir eine Methode, bei der der Hund durch eine/n HelferIn mit Futter/Spielzeug den Hund motiviert wird, seiner/ihrer Spur zu folgen und bei der der/die HelferIn auch bestätigt.)

Einer der Newbies entschied sich für den Aufbau durch Anhetzen (Gruppe C). Die bereits erfahrenen Hunde der Gruppe C wurden zu Beginn ihrer Ausbildung über Anhetzen gearbeitet und von der Hilfsperson bestätigt und liefen in unregelmäßigen Abständen einfache Motivationstrails. Einer der Hunde der Gruppe C wurde zu Beginn seiner Ausbildung ausschließlich von der VP, später von der VP und vom Handler in verschiedener Reihenfolge und Wertigkeit bestätigt. Ein weiterer wurde aufgrund möglichen aggressiven Verhaltens ausschließlich von der Handlerin bestätigt.  

  1. Der Aufbau über Eigensuche: Natürlich sucht jeder Hund vorzugsweise den eigenen Besitzer. Die Hunde, die über Eigensuche aufgebaut wurden, machten anfangs rasante Fortschritte und hatten kein Problem damit, andere Personen, auch fremde, zu suchen. 
  2. Wenn die Bindung an den Besitzer die Grundlage für die künftige Motivation des Hundes darstellt, kann auf Motivationstrails verzichtet werden: Ein großer Teil der Hunde zeigte Probleme, sich von den Besitzern zu lösen, wenn sie die Versteckperson nicht mehr weggehen sahen. Eine Wiederholung des ersten Schritts, des Ansprechens der „Neugierde“ des Hundes, brachte die Hunde – vorläufig – wieder auf den Trail.
  3. Die Bestätigung durch den eigenen Besitzer: Es schien den Hunden letztendlich egal zu sein, wer am Ende bestätigte, und sämtliche der Newcomer suchten in einem schönen ruhigen Tempo. Tatsächlich hatten wir den Eindruck, es handle sich hier um solide, ehrliche, sorgfältige Arbeit. 

Im Endeffekt fielen die Leistungen der ausschließlich so aufgebauten Newcomer-Hunde (Gruppe A) nach einiger Zeit rapide ab. Sie wurden langsamer, unkonzentrierter, beschäftigten sich mit anderen Dingen oder waren nicht mehr motiviert, die Spur überhaupt aufzunehmen, geschweige denn durchgängig zu verfolgen.

Bei allen Hunden der Gruppe A konnten wir zusätzlich die Beobachtung machen, dass sie zwar bei den ersten Trails noch zur VP hinliefen, mit der Zeit aber immer früher vor der VP umdrehten und zum Handler zurückkamen, um ihre Bestätigung abzuholen. 2 Hunde verweigerten nach ca. 5 Monaten Training den Abgang.

Die bereits trailenden, auf Eigenbestätigung und ausschließliche Motivation durch den Besitzer umgestellten Hunden (Gruppe B) zeigten deutlich nachlassende Leistungen. 2 Hunde verweigerten nach ca. 4 Monaten den Abgang. Nachdem mit Motivationstrails gearbeitet und auf die Bestätigung durch die Versteckperson umgestellt bzw. die Bestätigung variiert wurde, zeigen sie jetzt wieder dieselbe Leistung wie zuvor.

Die Hunde der Gruppe C zeigten sich konstant motiviert.

Einige typische Beispiele:

  • Ein junger Riesenschnauzer (A) hatte einen guten Start, dann kam ein Hund des Weges, der war interessanter. Ihm war dann wichtiger, welche Bäume der andere Hund vorhin markiert hatte. 
  • Ein Mali (A), der rassebedingt unbedingt "was tun" muss, sucht im Zweifelsfall alles und nichts, Hauptsache Volldampf, egal was dabei rauskommt. Daher zieht er in die falsche Richtung genauso vehement wie in die richtige.  
  • Ein kleiner hochmotivierter Terriermischling, der anfangs über Anhetzen gearbeitet wurde, wurde von Anfang an durch die Handlerin selbst bestätigt. Nachdem auf Motivationstrails längere Zeit verzichtet wurde, scheint er sich zu fragen, wozu er eigentlich noch weggehen soll und geht am Start einmal eine Runde Gassi, bevor er sich entschließt, doch zu suchen. 
  • Eine Podencohündin (B) hat das Interesse an der Suche verloren, als die Handlerin die Selbstbestätigung einführte. Die VP lief danach, mit extremen Delikatessen ausgerüstet, von denen der Hund am Start eine Kostprobe nehmen durfte, eine Zeitlang wieder von ihr weg, dann ging´s plötzlich wieder genauso gut wie vorher.[1]
  • Eine Tervuerenhündin aus der Seniorenklasse (B) schien mit kurzen Trails ihre Altersbeschäftigung gefunden zu haben und war mit Begeisterung dabei. Nach dem Besuch eines 2-tägigen Seminars, auf dem sie auf Eigensuche und Bestätigung durch den Besitzer umgestellt wurde, hat sie die Sicherheit verloren und sucht nur mehr zögerlich. 
  • Mehrere uns bekannte Wolfhunde (B) haben nach kurzer Zeit komplett die Arbeit verweigert. Nach einiger Überredungskunst und Rückstellung auf die Belohnung durch die VP, zeigen alle wieder hohe Motivation zur Arbeit.
  • Diverse Mischlingshunde (A) zeigten zu Beginn hohe Motivation. Die anfänglichen Resultate schienen dafür zu sprechen, dass diese Methode wesentlich schneller zum Ziel führt als das ansonsten propagierte Anhetzen bzw. Belohnen durch die VP. Allerdings waren die Resultate nicht nachhaltig. Alle diese Hunde verweigerten nach ca. 6-9 Monaten die Arbeit bzw. zeigten ein hohes Maß an Ablenkbarkeit und Desinteresse am Trail. 

Wieso klingt diese Methode zunächst so plausibel?

Beobachtet man Teams, welche so angelernt werden, gewinnt man, wie oben bereits erwähnt, den Eindruck, dieses Handling führe im Vergleich zu anderen Methoden schneller und sicherer zum Ziel. Die Hunde ziehen nicht wie verrückt, sie arbeiten ruhiger und scheinbar (!) stressfreier. Sieht man dieselben Teams ein paar Monate später, und die Hunde arbeiten nach wie vor gut, fühlt man sich bestätigt. Sieht man sie erst nach längerer Zeit wieder, denkt man, die Hundeführer hätten mit Sicherheit in der Zwischenzeit irgendetwas falsch gemacht und die Hunde auf irgendeine Art und Weise frustriert.

Bei den eigenen Hunden nimmt man, wenn die Leistung abfällt, gerne an, es handle sich um mangelndes Training, kleine Fehler, die sich eingeschlichen hätten oder was auch immer. Man kommt nicht auf die Idee, dass die Methode an sich krankt.

Mögliche Erklärungen für diese Resultate: 

  • Der Hund weiß bei der Bestätigung durch den Handler bald sehr genau, dass das Spiel keine Eile hat. Besondere Schlaumeier drehen sich dann auch immer wieder um, weil die Bestätigung ja de facto "mitrennt". Das Verhalten wird gerne missinterpretiert als "Hilfe" suchen.

Eine junge Malihündin findet den Gegenwind am Start schwierig, aber ihre Bestätigung, ihr Frisbee, lugt aus der Tasche des Handlers. Sie wählt den einfachsten Weg, setzt sich hin und fixiert den Handler: Vielleicht kommt das Frisbee dann raus? Der Trail wird abgebrochen, die VP kommt zurück zum Startpunkt, der Hund läuft fröhlich zu ihr hin und fordert seine Bestätigung vom Handler: Ich habe gefunden!! D.h., sie hat sehr wohl den Geruchsträger in der Tüte irgendwie mit der VP und der Belohnung vom Handler zum Schluss verknüpft. Aber die Arbeit dazwischen ist ihr ziemlich egal.

  • Neben den oben angeführten typischen Beispielen zeigen sich bei nahezu allen so angelernten Hunden (A) dieselben Effekte: Arbeitsunwillen, Ablenkbarkeit, mangelndes Interesse, zum Ziel zu gelangen.
  • Was schließen wir daraus: Den Hunden (A) kommt ziemlich bald, nämlich, wenn´s in Arbeit ausartet, die Motivation abhanden. Daraus ergeben sich dann die erwähnten Fehler wie Anfälligkeit auf Ablenkungen, Privatisieren und was es sonst so alles gibt. Ein Hund, der einem Hasen nachrennt, wird sicher keine Zeit haben, 5x zu pinkeln und Sight-seeing zu betreiben. Fazit: Es zahlt sich nicht aus. 
  • Wir wechseln die VPs viel zu schnell. Wieso soll der Hund nicht über längere Zeit lernen, einem einzigen, gut bekannten Geruch zu folgen bzw. einem eingeschränkten Personenkreis, bei dem er hoch motiviert ist? Das ist ohnehin schon schwer genug. Wenn er das einmal wirklich verstanden hat, können immer noch fremde VPs dazukommen. Eins nach dem anderen! Und wieder: Die Motivation geht in den Keller.[2]
  • Anstatt die Motivation zu erhalten, arbeiten die meisten Ausbilder, gerade bei ihren Seminaren, im Schnellverfahren genau dagegen: weiter, schwieriger, noch schwieriger. Mal sehen, was schon geht. Wir sollten uns gerade bei den jungen Hunden auf ganz kurze Trails/Übungen beschränken und längere (wir reden hier von 200-300m!), mit einem ausreichenden Spaßfaktor aufpolieren.
  • Die meisten Hunde werden viel zu bald mit Negativen konfrontiert, d.h. mit Frust.

Über wiederum ca. drei Monate war einer der Hunde der Gruppe C ausschließlich im Wald herumgesaust und hatte keine einzige Kreuzung auch nur gesehen. Bei den "Schwierigkeiten" handelte es sich anfangs um verschiedene Tageszeiten, Steigerungen der Traillänge um ca. 50 m Länge, Steigerung der Liegezeit um jeweils 15 Minuten. Die ersten Trails am Asphalt gingen dann genau einmal um die Ecke. Die Bestätigung erfolgte hier wieder durch die eine, einzige VP. Damit war er schon soweit in seiner Ansicht zu diesem spaßigen Spiel gefestigt, dass er mit dem Frust, der sich auf Kreuzungen zwangsläufig einstellt (ich find nix, ich find nix, ich find nix...), auch relativ gut umgehen konnte. Aber dieser wirklich langsame Aufbau fehlt bei sämtlichen anderen Hunden.  Der Frust ist ihn laut seiner Handlerin erst auf seinem ersten Seminar auf großen Kreuzungen überkommen, und die Handlerin hatte dann auch allerhand zu tun, den Katzenjammer wieder zu besänftigen, wobei die Möglichkeit, auf den Spaßfaktor zurückzugreifen, eine wertvolle Hilfe war. Frust Nr. zwei: Dieser Hund hat gelernt, Menschen zu suchen, nicht Zettel an Bäumen und auch keine Kleidungsstücke. Legt man ihm einen Hut am Ende hin, möglichst 3x hintereinander, reagiert er frustriert. Jeder Hund ist anders, und wenn wir die Hunde im Training kennenlernen, haben wir in Wirklichkeit keine Ahnung davon, was den einzelnen Hund alles so frustrieren könnte, dass er nicht so gut arbeitet, wie es ihm möglich wäre. Wir sind daher darauf angewiesen, dass die Handler ihre Hunde sowohl generell als auch in ihrer Tagesverfassung realistisch einschätzen und uns ihre Einschätzung auch mitteilen (einem kältempfindlichen, zähneklappernden Hund bei Minusgraden eine neue Übung beibringen zu wollen, wird nicht viel Sinn machen). [3]

Ein kleine Terriermix wurde von seiner Handlerin am Trail auf einer stark befahrenen Kreuzung über die Straße getragen. Laut Auskunft seiner Handlerin hasst er es, getragen zu werden und scheint Trailen kurzfristig damit verbunden zu haben – er startete nicht mehr. Oder wer kennt nicht die seltsamen Verknüpfungen, wenn ein Hund in einen Elektrozaun gerät? Der Bösewicht war dann a) der Handler b) die Kuh dahinter, c) der Ball, den er gerade im Maul hatte d) oder wohlmöglich die VP am Trail (soll auch schon vorgekommen sein …) usw.

  • Wir sollten die Hunde also davon überzeugen, dass sie von sich aus dringend ohne Umwege dorthin müssen, wo es was zu holen gibt. Wenn diese Einstellung nicht stimmt, sinkt auch die Frustrationstoleranz, und wir brauchen uns auch nicht wundern, wenn die Hunde schlechter und schlechter arbeiten. Beispiel Schutzhundeausbildung: Wo ist der Hund, der sich noch für den Schutzärmel interessiert, wenn er konsequent abgerufen und vom Hundeführer bestätigt wird – auch wenn´s eine Belohnung gibt wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig?
  • Man tendiert dazu auf diesen romantischen Quatsch reinzufallen, von wegen Bindung an den Besitzer, der Hund arbeitet, weil er gern mit uns zusammenarbeitet usw. In allen anderen Gebrauchshundesparten ist es nicht unüblich, dass „fertige“ Hunde auch von anderen (qualifizierten!) Personen geführt werden.

Bei einem unserer Seminare hat die Besitzerin eines jungen Hundes einen der Trainer gebeten, ihren Hund am Trail zu führen, weil sie sich nicht wohl fühlte. Der Hund arbeitete wie gewohnt.

Ein Hund musste aufgrund eines Unfalls seines Besitzers über längere Zeit am Trail von einer anderen Person geführt werden. Es war zwar – zugegeben – schwierig, ihn von seinem Besitzer wegzubringen, doch sobald er außer Sicht war, arbeitete der Hund wie gewohnt.

„Leihhunde“ am Trail sind zwar verpönt, doch nicht selten erbringen diese Hunde mit ihren Handlern bessere Ergebnisse als mit ihren Besitzern, die zu wenig Zeit für sie haben.

  • Wenn wir die Hunde noch so lieben, sie sind und bleiben Hunde, und die tun Dinge eben nur wirklich gut, wenn dabei etwas für sie rausschaut, d.h., wenn sie motiviert sind. Ob allein die Zuneigung zum Besitzer dafür ausreicht, wagen wir zu bezweifeln.

Wenn der Hund bei der Unterordnung zwei Meter hinter einem nachlatscht, gibt´s eben immer noch ein Kettenhalsband (das angeblich keiner verwendet, außer heimlich), wenn der Hund beim Schutz nachlässt, kann man ihn immer noch über die Aggression arbeiten und den Gehorsam später wieder über sog. Starkzwang reinbringen (macht natürlich auch keiner). Die Möglichkeit haben wir beim Trailen - gottlob! - nicht.

  • Bei sämtlichen beobachteten Hunden der Gruppen A und B sahen wir Zeichen von erheblichem Stress, der wohl daher kommt, dass sie nicht so ganz genau wissen, was sie tun sollen. Während Hunde der Gruppe C diese Stresssymptome vor allem in Konfliktsituationen (z.B. schwierigen Abgängen aus einem Pool mit Alt- und Frischspuren) zeigen, beobachteten wir bei allen Hunde der Gruppe A und B bereits am Start Gähnen, Schütteln, Ohren nach hinten legen, eingezogenen Schwanz, Wegschauen, über die Nase lecken.

Zwei Malis haben Dauerstress am Trail. Sausen hierhin, dorthin, kontrollieren rechts, links, überall. Kann das vielleicht doch daran liegen, dass sie eigentlich keine Ahnung haben, was sie GENAU tun sollen, dabei noch ständig ausgebremst werden und Dinge durcheinanderbringen? Diese Hunde reagieren mit plötzlichem Durchfall, und das auf jedem Trail.

Fazit:

Die im Buch „Mantrailing - Teamarbeit mit Nase und Verstand" beschriebene Methode, Trailer allein über Eigensuche, Bindung zum Handler und Bestätigung durch den Handler aufzubauen, funktioniert anfangs gut. Langfristige Beobachtungen weisen jedoch darauf hin, dass die nötige Nachhaltigkeit nicht unbedingt gegeben ist.

Wir können somit nicht mehr ruhigen Gewissens empfehlen, Hunde ausschließlich über Eigensuche anzulernen, ausschließlich selbst zu bestätigen und auf Motivationstrails völlig zu verzichten. Auch können wir keine Nachteile darin erkennen, wenn Hunde zu Beginn, um ihre Motivation zu fördern und zu erhalten, ausschließlich ihnen bekannte und lieb gewordene Personen suchen, bis Handler und Hund die grundlegenden Techniken verstanden haben und umsetzen können.

Bei jedem Training sollten wir noch viel mehr auf jeden einzelnen Hund sowie auf seine Tagesverfassung eingehen, wofür die Mithilfe und ehrliche Auskunft der Handler unerlässlich ist. Je nach bisherigem Trainingsverlauf und je nach Situation sollten wir uns für die momentan adäquaten Motivationsmittel entscheiden und Abstand davon nehmen, Hunde auf „einzig richtige“ Methoden umzustellen.

[1] Anm.: Diese Hündin interessiert sich nicht die Spur für Menschen. Opferbindung kann man das also nicht nennen, aber eventuell "Futterbindung"?  ;-)

[2] Anm.: Einer verlässlich arbeitender Tervuerenmischling aus der Gruppe C hat ca. 10 Monate lang ausschließlich Leute gesucht, die er kennt und sehr mag und wurde ca. 3 Monate lang ausschließlich von diesen bestätigt, und zwar mit seinem Lieblingsspielzeug und parallel dazu mit Futter. Gespielt hat allerdings nur die Handlerin mit ihm – Zitat: "Wegen den Fingern von den Leuten". Die allerersten 2 Monate hat er nur eine einzige, von ihm heißgeliebte Person gesucht – und sonst niemand. Das erste "Fremdopfer" ist ihm also nach beinahe einem Jahr begegnet. Er hatte kein Problem damit.  

[3] Anm: Wir sollten voraussetzen, dass jeder mündige Handler weiß, was seinen Hund aus dem Konzept bringt und dementsprechend reagiert – auch wenn das bedeutet, dem/der TrainerIn zu widersprechen!